Envy – Eunoia

| 10. Oktober 2024 | 0 Comments
Envy

(c) Ota Yoshiharu

32 Jahre musikalischer Wahnsinn und kein Zeichen von Müdigkeit: Envy fallen von einem Jungbrunnen in den nächsten. Gerade die große Line-up-Umstellung 2018, die unter anderem für das Comeback von Tetsuya Fukagawa sorgte, revitalisierte das japanische Sextett und brachte das exzellente „Fallen Crimson“ hervor. Auf ihrem achten Studioalbum konzentrieren sie sich nur vor allem auf Songs, die sie locker live spielen können und werden. „Eunoia“ handelt von der Suche nach Hoffnung und Inspiration im Alltag, während man sich gegen die gesellschaftliche, emotionale Belastung der Welt stemmt.

Songs wie „Beyond The Raindrops“ zeigen die teils großen Abstände zwischen den einzelnen Welten der Japaner auf und zählen zugleich zu den ruhigsten, progressivsten Tracks dieser Platte. Ein gewisser Hang zu Shoegaze lässt sich nicht von der Hand weisen und trägt den Song auf noblen, elegischen Schwingen durch das emotionale Dickicht. Die majestätische Präsentation, kombiniert mit bewusster Entschleunigung, tut der Seele gut. Dass „Whiteout“ im direkten Anschluss beherzt zulangt und die wilden, wütenden Facetten der Band bündelt, passt ins Bild. Zwischen rasantem Sprechgesang und heiseren Vocals entsteht pures Chaos, das in atemberaubendem Tempo vorbeirauscht.

„Lingering Echoes“ ist der kleine Bruder dieses Tracks und bringt ein paar lichte Momente ein. Das zarte Funkeln der Hoffnung, das mit der obligatorischen Brechstange kollidiert, fühlt sich zwischen den Extremen hin- und hergerissen. Ähnliches gilt für „Imagination And Creation“, einem nervösen Rundumschlag gleich, der zwischen frontaler Wut und plötzlichen Momenten leuchtender Eingängigkeit pendelt. Laufende Stimmungswechsel und etwas Gaze mittendrin machen Laune. Abschließend nimmt „January’s Dusk“ erneut epische Dimensionen an, holt sich etwas Post Rock ins Boot und bemüht sich um pure Katharsis im Fanfarenformat. Auch das gelingt hervorragend.

Erneut zeigen Envy eine etwas andere Facette, die im Grunde Ideen ihrer letzten Platten zusammenfließen lässt, nur um diese deutlich unmittelbarer zu gestalten. Der geplante Live-Ansatz bekommt den Japanern gut, wenngleich ihre komplexen Großtaten genau das sind. Dennoch, die über weite Strecken direkte Präsentation von „Eunoia“ hat definitiv ihren Reiz. Das Sextett langt gerne beherzt zu, überrascht zwischendurch mit sympathischen Gedankensprüngen und findet doch immer wieder zurück in die Spur der eierlegenden Wollmilchsau. Selbst nach mehr als drei Jahrzehnten bleiben Envy angenehm unvorhersehbar und aufregend.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 11.10.2024
Erhältlich über: Pelagic Records (Cargo Records)

Website: envybandofficial.com
Facebook: www.facebook.com/envyOfficial.jpn

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Category: Magazin, Reviews

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