Funeral – Gospel Of Bones

| 16. Oktober 2024 | 0 Comments
Funeral

(c) Guilherme Henriques

Geduld ist eine Tugend, mit der Funeral-Fans inzwischen bestens vertraut sein sollten. Wobei die drei Jahre Wartezeit seit „Praesentalis In Aeternum“ verhältnismäßig ein laues Lüftchen sind. Der epische Doom-Sound muss eben reifen, gerade wenn Drummer und Mastermind Anders Eek wieder mal kräftig an Sound und Line-up schraubt. Mit Eirik Krokfjord gibt es wieder eine neue Stimme, eigentlich ein gelernter Opernsänger, mit Ingvild Johannessen ist nun zudem eine Violinistin an Bord. Das ändert nicht nur die Klangfarbe, erstmals wurden sätmliche Streicher analog eingespielt. Zudem versteht sich das neue Werk „Gospel Of Bones“ als eine Art Autobiographie der Pannen und Missgeschicke im Leben Eeks.

Bereits der erste Vorbote „My Own Grave“ ließ aufhorchen. Ja, das sind immer noch Funeral, bloß wieder (etwas) anders. Johannessens Violine lässt das Arrangement deutlich organischer, ja sogar folkiger werden, doch Krokfjords Bariton stellt letztlich doch einen krassen Stilbruch dar. Dass sich dahinter eine fantastische Stimme verbirgt, steht außer Zweifel. Nach dem einen oder anderen Anlauf kann sie begeistern, wie auch die reduzierten instrumentalen Einschübe. In „Yestertear“ kommt die neue Dramaturgie noch deutlicher durch, lässt den Song anschwellen und fährt auch mit minimalistischer, gespenstischer Instrumentierung durch.

Die klassischen überlangen Übersongs gibt es bei Funeral natürlich weiterhin, allen voran der Neunminüter „To Break All Hearts Of Men“. Wütendes Donnern, getragenes Tempo und epische Grabesstimmung finden zusammen, ellenlange instrumentale Passagen wechseln sich mit einem meisterlichen Krokfjord ab, der das Geschehen nach Belieben dominiert und dirigiert. Diese emotionale Schwere bringt auch der Opener „Too Young To Die“ mit, eine weitere bekömmliche Monstrosität, die nach einem ellenlangen Intro monumentale Dimensionen annimmt. Ab und an stehen die Vocals für sich alleine, lassen kalte Schauer über den Rücken wandern. Die Hinzunahme einer Zweitstimme kommt doppelt gut.

Diese neuen Funeral sind ein Happening, ohne Frage, und fordern ganz schön. Deutlich mehr Folk und vor allem diese Stimme, das ist schon ein gewaltiger Stilbruch, der vertraute Doom-Klänge verfremdet und mit frischem Wind versieht. Dass das dennoch funktioniert, spricht für Eek. „Gospel Of Bones“ ist natürlich schwere Kost geworden, zugleich auf schwer in Worte zu fassende Weise bezaubernd und charmant. Hier liegt eine ganz besondere Stimmung in der Luft, noch klassischer und roher, aber auch von einer gewissen Romantik gezeichnet, der man sich schwer entziehen kann. Funeral erfinden sich wieder neu und tun daran sehr gut.

Wertung: 8/10

Erhältlich ab: 18.10.2024
Erhältlich über: Season of Mist (Soulfood Music)

Facebook: www.facebook.com/funeralnorway

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Category: Magazin, Reviews

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