Violent Definition – Progressive Obsoletion
Die griechischen Metal-Mühlen mahlen allgemein etwas langsamer, wenngleich der Name Violent Definition doch etwas aus dem Bewusstsein verschwunden war. Vor nunmehr sechs Jahren legte das Quartett aus Athen ein donnerndes, ruppiges Thrash-Erstwerk vor, das sich mit wachsender Begeisterung einen Platz im 80s-Bay-Area-Revival erkämpfte, ohne dabei auf die gewisse eigene Note zu vergessen. Davon gibt es auf „Progressive Obsoletion“ nun – endlich – deutlich mehr, deutlich lauter und deutlich gefährlicher.
Nach einem kurzen Intro mimt „Justified Ferocity“ den rohen, unnachgiebigen Aufgalopp – direkt, brutal und betont ungeschliffen. Der Sound bewegt sich bewusst in Underground-Gefilden, lässt die Griechen dadurch deutlich frontaler und wüster zu Werke gehen. Danach bemüht „The Last Grain In Your Hourglass“ erst einmal mehr Verschnaufpausen und Zwischentöne. Hier können Violent Definition ihren Hang zur Heavyness ausleben, dem Groove stets nahe, drückend und dröhnend. Die erste von unzähligen massiven Wänden baut sich auf, wenngleich das späte, geradezu unvermeidliche Durchstarten prima ins Bild passt.
Die echte Leidenschaft des Quartetts scheint jedoch die Überlänge zu sein, mit gleich vier Songs (teils deutlich) jenseits der Sechs-Minuten-Marke. Einer davon ist „Children Of God“, dessen komplexe und doch aggressive Präsentation durchaus an jüngere Exodus-Alben erinnert. Selbst das bisschen ‚Gesang‘ im Refrain macht Laune, bevor Violent Definition mit Crossover-Groove das Geschehen etwas auf den Kopf stellen. Stark ist auch „Trampled (By The Foot)“, ein betont schwerfälliger Track, der aus dem gefühlten Midtempo-Stand laufend explodiert und zugleich ein paar faulige Melodieansätze andeutet – sehr unbequem und sehr sympathisch.
Noch lauter, noch frontaler und zugleich noch komplexer – was zumindest rein theoretisch nicht zusammenpassen sollte, ergibt bei Violent Definition von der ersten bis zur letzten Minute Sinn. Die Thrash-Hochschaubahn schaukelt teils bedrohlich hin und her, rastet aus und glänzt durch neue Heavyness, durch Groove und Anspruch. „Progressive Obsoletion“ mag unterproduziert sein, keine Frage, doch bekommt gerade das den Griechen richtig gut. Ihr Zweitling ist ein Angriff auf alle Sinne, feiert die alte Schule und geht zugleich mutig in die Zukunft – so muss Thrash.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: I Hate Records / Bestial Invasion Records
Facebook: www.facebook.com/ViolentDefinition
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