Astral Kompakt – Goldader
Heavyness als Mittel zum Zweck, mit dieser ambitionierten Mission wird das erste Album von Astral Kompakt umschrieben. Das rein instrumental agierende Trio aus Köln will fesselnde, mitreißende Musik schreiben, auf ein Minimum reduziert, ohne unnötige Hilfsmittel operierend und doch so kraftvoll, so zupackend, wie nur menschenmöglich. „Goldader“, ihr von Jan Oberg produzierter Einstand, nimmt diese Herausforderung mit beneidenswertem Drive und Gefühl an.
Der herrlich kuriose, unorthodoxe und gerade deswegen so packende Titelsong bemüht eine von vielen Facetten dieser Platte, wirkt geradezu sonnig und euphorisch, wenn ein Hauch von Sommer das Arrangement mit wachsender Begeisterung erobert. Ein urplötzlicher Nackenschlag nach zwei Minuten legt zugleich die wohl härtesten Momente des Einstands offen. Aus den zermürbenden Schleifen entspringen brutale Blastbeats, von Post-Rock-artigen Fanfaren unterbrochen. „Ruin“ will hingegen die Urgewalt möglichst fokussiert weiterentwickeln, schafft ein wahres Bollwerk und wirkt stellenweise sogar etwas doomig. Dieses betont eigenwillige Rezept geht vollends auf.
Eines der Highlights verbirgt sich gen Albummitte, wenn der Zweiteiler „Batavische Träne“ den musikalischen Mikrokosmos des Trios mit ausgesuchter Präzision abdeckt und ausleuchtet. Dazu passt der getriebene und doch nachdenkliche Auftakt, eine Art erstes Orientieren inmitten grenzenlosen Wahnsinns. Das Spiel mit Licht und Schatten, mit Wucht und filigranem Herantasten – überaus gelungen. „Batavische Träne II“ setzt dies fort, verpflanzt die rohe Energieleistung jedoch in ein neues Umfeld – derb und ruppig auf der einen, psychedelisch verspielt auf der anderen Seite. Hier passt der Opener „Pirsch“ wunderbar hinein, arbeitet zunächst scheinbar auf einen überlebensgroßen Höhepunkt hin, bevor sich die singende Gitarre in Feedback-Schleifen verliert.
Kaum glaubt man an die Vollkommenheit der Eskalation, fangen sich Astral Kompakt, bemühen eine überraschende und doch so logische Wendung. Wohin die Reise ihres ersten Albums geht, lässt sich nie mit absoluter Sicherheit sagen, und genau das macht dieses Unterfangen so sympathisch. „Goldader“ ist ein Herantasten, eine endlose Suche, ein Spiel mit musikalischen Gezeiten und der brachliegenden Seele, mit enttäuschten Hoffnungen und willkommenen, lebensverändernden Aha-Momenten. All das ist abwechselnd heavy und verspielt, psychedelisch entfremdet und von klarer Direktheit – ein herausragendes Kopfhöreralbum von maximalem Suchtfaktor.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.11.2024
Erhältlich über: Tonzonen Records (Cargo Records)
Facebook: www.facebook.com/astralkompakt
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