Múr – Múr

| 22. November 2024 | 0 Comments
Múr

(c) Anna Maggy

Fünf junge Musiker aus Island schicken sich an, die Metal-Welt durcheinanderzuwirbeln. Múr könnten Festival-Fans von ihrem vierten Platz beim Wacken Metal Battle 2022 kennen, der ihnen letztlich Tür und Tor öffnete. Den Grundstein dieser Band legte letztlich Þráinn Árni Baldvinsson von Skálmöld, der als Gitarrenlehrer die beiden Schützlinge Hilmir Árnason und Jón Ísak Ragnarsson einander vorstellte, bevor sie Jahre später die weiteren Musiker in der Musikschule Menntaskóli í Tónlist kennenlernten. Gemeinsam widmet man sich einem proggig-komplexen Mix verschiedener Metal-Spielarten, von brachialer Extreme über zerstörerischen Groove bis hin zu filigraner, wirrer Melodik mit Synthesizer-Einsatz. Das erste Album heißt schlicht und ergreifend „Múr“ und bringt den Sound des Quintetts auf den Punkt.

Wobei man besagten Punkt häufig erst einmal suchen muss, siehe und höre die Video-Auskopplung „Heimsslit“. Der isländische Begriff für ‚Apokalypse‘ überrascht mit futuristischer Synthetik, die gleichzeitig warm und doch unterkühlt anmutet, die einem dröhnenden, zaudernden Track eine wahnwitzige Bühne gewährt. Dass es hier erst nach etwa fünf Minuten, also fast der Hälfte der Spielzeit, so richtig losgeht, passt ins Bild. Infernale Growls, donnernde Drums und angedeuteter Gesang widmen sich dem drohenden Untergang. Schlussendlich schlägt das Ding in eine gar himmlische Fanfare um. Spätestens jetzt überraschen Vergleiche mit Gojira und Devin Townsend nicht im Geringsten.

Freilich ist das nur die sprichwörtliche Spitze, denn Múr häuten sich in weiterer Folge mit wachsender Begeisterung. Da wäre beispielsweise die bewusste Schieflage von „Vitrun“, das episch und abgedreht zu gleichen Teilen wirkt. Zwischen schwermetallischer Anmut, brodelnder Synthetik und nahezu choralem Gesang entsteht pure Magie, von einem jazzig-durchgeknallten Gitarrensolo abgerundet. Im eröffnenden „Eldhaf“ machen es sich erst einmal folkloristische Töne gemütlich, bevor eine massive Post-Metal-Hymne mit Doom-Qualitäten und Permafrost auftrumpft – massiv, undurchdringlich, in ihrer Endlosigkeit von monumentaler Intensität. Dass es auch kurz und pointiert auf die Fresse geben kann, beweist der Groove-Bastard „Frelsari“.

Klar, man muss sich in diese Wuchtbrumme – sieben Songs in knapp 55 Minuten sprechen eine deutliche Sprache – erst einmal reinarbeiten, doch lohnt es sich auf jeden Fall. Múr vermischen durchaus vertraute Klänge auf frische Weise, gepaart mit eigenen Ideen und einem Hang zum Unerwarteten. Große nordische Epen treffen auf Groove-Schweiß, feinsinnige Prog-Hymnen kollidieren mit wütenden Extremen. Ein Hauch Jazz, Synthesizer und die Keytar halten alles zusammen – das sollte nicht funktionieren, ergibt im Falle von „Múr“ aber großes Kino. Ein von vorne bis hinten herausragendes, wahrhaft besonderes erstes Album, das immer größer und größer wird, ist das wundervolle, berauschende Resultat.

Wertung: 9/10

Erhältlich ab: 22.11.2024
Erhältlich über: Century Media (Sony Music)

Facebook: www.facebook.com/mur.official.band

Slider-Pic (c) Anna Maggy

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Category: Magazin, Reviews

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