Obeyer – Chemical Well
Alte Bekannte melden sich unter neuem Namen zurück: Obeyer hießen bis vor wenigen Jahren noch Lay Siege, veröffentlichten unter anderem das hochklassige Album „hopeisnowhere“, das seinen eigenen Weg zwischen Hardcore, Metalcore, Sludge und Post Metal ging. Die Arbeiten an einem Nachfolger wurden durch die Pandemie unterbrochen, danach hatte sich unter anderem das Songwriting verändert. Man wechselte zu siebensaitigen Gitarren, erweiterte den Sound und ließ frische, technisch anspruchsvolle Einflüsse zu. Dieser Neustart brachte einen neuen Namen mit sich, mit „Chemical Well“ liegt nun ein komplettes Album vor.
Und so zeigt sich das Quartett nun härter und düsterer, hörbar von Bands wie Meshuggah, Vildhjarta und Unprocessed beeinflusst, dabei im besten Sinne auf eigenen Beinen stehend. Das zeigt beispielsweise „Second Sun“, ein herrlich massives Bollwerk von betonter Schwerfälligkeit, während es unter der Oberfläche rumort. Schabende Gitarren, ein wenig Psychoterror und rhythmische Komplexität geben sich die Klinke in die Hand, ominöse Zäsuren inklusive. Davon hat auch „Immaculate“ mehr als genug zu bieten, wirkt tatsächlich noch einen Tacken grantiger und marschiert im richtigen Moment stoisch, unnachgiebig nach vorne.
Obeyer verharren keinesfalls im ruhigen Midtempo-Bereich, sondern toben sich mit fortlaufender Spieldauer kreativ aus. So bringt „Brand New Damage“ beispielsweise forsche Uptempo-Parts mit und lässt sogar hymnischen, feinsinnigen Klargesang zu – ein willkommener Farbtupfer, bevor die nächste höllische Abfahrt folgt. Die Intensität des Openers „Witness“, für die Band der Schlüsselsong auf dem Weg zu neuen musikalischen Ufern, lässt sich nur schwer in angemessene Worte kleiden. Auch hier öffnen sich urplötzlich die Wolken und lassen eine kleine, aber feine Dosis hymnische Melodik zu – ein Silberstreif, der jedoch schnell verschwindet.
Einfach ist an diesem Einstand unter neuem Namen rein gar nichts, aber das geht auch absolut in Ordnung. Obeyer klingen einen Tacken härter und düsterer, passen sich modernen Zeiten an und nehmen zugleich einen Hauch Djent mit, der ihrer Finsterwucht bestens zu Gesichte steht. „Chemical Well“ ist tatsächlich exakt das – eine Wand von einem Album, roh und derb, zugleich von bestechender Präzision und verstörender Atmosphäre. Es lohnt sich, diese Band unter veränderten Vorzeichen wiederzuentdecken.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: 3DOT Recordings
Website: www.obeyerband.com
Facebook: www.facebook.com/obeyerband
Slider-Pic (c) Oli Duncanson
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