Linkin Park – From Zero
Es ist wohl DAS Comeback des Jahres – Linkin Park sind wieder da, mit neuem Drummer, neuem Live-Gitarristen (Brad Delson mischt ausschließlich im Studio mit) und einer Sängerin. Gerade die Personalie Emily Armstrong (Dead Sara) war sehr umstritten, doch haben sich die Wogen um ihre wohl ehemalige Verbindung mit Scientology – sowohl ihre Texte als auch ihr Way of Life an sich lassen auf eine Distanzierung im Stillen schließen – inzwischen geglättet. Und so wandert der Fokus auf die Musik: „From Zero“, das erste Album seit sieben Jahren, verzichtet auf Trauerarbeit, kehrt stattdessen zu früheren Platten zurück und verwaltet das Erbe von Chester Bennington angenehm stilvoll.
Dass hier ein etwas anderer Wind weht, zeigte bereits der erste Vorbote „The Emptiness Machine“, das nicht zum letzten Mal leichte „Meteora“-Vibes bemüht, die Minuten bis Mitternacht rasch runterzählt und einen mächtigen Wellenbrecher lostritt, der leichte Pop-Vibes ebenso mitnimmt wie metallische Wucht. Armstrong macht ihre Sache richtig gut, bringt ordentlich Dreck mit und wächst unter anderem in „Heavy Is The Crown“ über sich hinaus. Dieser klassische Linkin Park-Track mit einem von vielen pointierten Rap-Parts von Mike Shinoda geht mit wachsender Begeisterung nach vorne, bemüht ein mächtiges Breakdown, bevor sich die Frontfrau die Seele aus dem Leib brüllt.
Von den ruhigeren, eingängigeren Klängen der späteren Platten distanziert man sich keinesfalls. So nimmt „Good Things Go“ balladesken Zuckerguss mit, kriegt dank entsprechender Intensität ebenso die Kurve wie das zunächst unscheinbare, dann große „Over Each Other“. In „Overflow“ nimmt hingegen Shinoda trippige, elektronische und experimentelle Sounds mit, die eher an seine Soloplatten erinnern. Zu ruhig? Dann kommt „Two Faced“ an die Reihe, mit dem der Bogen zum ersten Album gespannt wird – drückender und zugleich auf Perfektion getrimmter Nu Metal mit feiner Melodie und einer Armstrong, die ihre Stimmbänder überreizt. Noch mehr geht in „Casualty“, das 140 Sekunden lang nach vorne geht und mit Thrash-Einschlag positiv überrascht.
Diese Rückbesinnung auf frühere Platten und alte Werte, zumindest über weite Teile, bekommt Linkin Park richtig gut. Es gibt weder Trauerarbeit noch eine Fortsetzung des radiofreundlichen Weges, ohne derlei Aspekte komplett zu ignorieren. Stattdessen hält sich „From Zero“ mehr und mehr an den ersten Alben an, an metallischer Wucht, großen Emotionen, mächtigen Hooks und furioser, gerne mal brachialer Spielfreude. Unterm Strich bleibt eine packende, erstaunlich positive Überraschung, Service am Fan und interessanter Neustart, den man so wohl kaum noch auf dem Zettel hatte.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 15.11.2024
Erhältlich über: Warner Records (Warner Music)
Website: www.linkinpark.com
Facebook: www.facebook.com/linkinpark
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