Interview mit Janosch Rathmer von Zodiac
Für Retro-Bands ist es oft schwierig, eine eigene Identität in den Untiefen von klassischen Riffs und längst etablierten Genres zu finden. Zodiac aus Münster versuchen es zumindest. Das Quartett um Long Distance Calling-Schlagzeuger Janosch Rathmer, 2010 gegründet, hat sich ganz und gar dem Hard- und Blues-Rock der 70er Jahre verschrieben. Ihre im vergangenen Jahr veröffentlichte EP brachte den deutschen Nachbarn zu Recht euphorische Kritiken ein, das Debütalbum „A Bit Of Devil“ – eigentlich kann man doch nie genug Satan haben – wird mit Sicherheit für Furore sorgen. Janosch Rathmer erklärt uns, dass für Zodiac Musik nichts mit einem bestimmten Image zu tun haben darf.
Zodiac entstammen Jam-Sessions aus dem Jahr 2010. Wie habt ihr euch kennengelernt, wie kam man auf einen gemeinsamen musikalischen Nenner und an welchem Punkt habt ihr den Beschluss gefasst, eine Band zu gründen?
Stephan und ich haben, nachdem wir unsere alte Band Misery Speaks aufgelöst hatten, weiter Bock gehabt Musik zu machen. Da wir einen sehr ähnlichen Geschmack haben, war auch klar, in welche Richtung es gehen soll. Wir waren lange auf der Suche nach einem fähigen Lead-Gitarristen und Sänger. Wir wussten bereits von Nicks Qualitäten, aber am Anfang ist der Kontakt nicht so wirklich zu Stande gekommen. Als wir das Ding vorerst wieder auf Eis gelegt haben, rief Nick mich an und fragte mich, ob ich noch Interesse hab, was zu machen. Er wollte am Anfang aber nur ein Trio. Ich hab ihn dann überredet, es mal mit ’ner zweiten Gitarre zu probieren, und mittlerweile sind wir alle sehr froh über die Konstellation. Der Sound ist immer noch aufgeräumt, aber wir können halt auch diese geilen Twin Guitar-Sachen machen.
Ich habe den gemeinsamen musikalischen Nenner bereits angesprochen: Wo liegt dieser? Welche Epochen, welche Bands / Musiker und welche, um das etatmäßige Schubladendenken heraufzubeschwören, Genres haben euch entscheidend beeinflusst?
Natürlich alte Helden wie Led Zeppelin, Pink Floyd, Thin Lizzy und so weiter. Aber auch viele Blues-Rocker wie Stevie Ray Vaughan, ZZ Top oder neue Sachen wie Joe Bonamassa, oder wenn es in Richtung Metal geht, eine Band wie Iron Maiden. Eigentlich aber alles, was gefällt. Dabei ist es völlig zweitrangig, aus welcher Zeit oder welchem Genre dieser Einfluss kommt.
Als Bandnamen habt ihr den astrologischen Begriff Zodiac gewählt. Was steckt hinter dieser Wahl, was bedeutet dieser Begriff für euch und eure Musik?
Also es ist jetzt nicht so, dass wir das Thema in den Texten oder in einer Art Bandkonzept verarbeiten. Der Name klingt cool und es war auch somit einfach, ein schickes Logo zu kreieren mit den Zeichen der Bandmitglieder. Generell steht die Musik bei uns im Vordergrund. So Sachen wie ein bestimmtes Image interessieren uns nicht.
Wie sind die Aufnahmen und das Songwriting zu eurer ersten EP gelaufen? Wie "schnell" sind die Songs entstanden, wie viele Inkarnationen und Versionen waren nötig, bis ihr mit dem Resultat zufrieden wart?
Also das ging eigentlich recht schnell. Wir haben Anfang 2011 das Line-Up stehen gehabt und im April schon unsere erste Show gespielt. Bis zum Sommer haben wir viel geprobt und Songs geschrieben, und sind immer noch sehr zufrieden mit den Aufnahmen.
Bist du denn auch heute noch zufrieden mit dem Ergebnis, oder hörst du kleine Fehler, die du unbedingt ausbessern möchtest?
Wie gesagt, wir sind noch immer zufrieden. Natürlich hört man kleine Fehler und man denkt immer, dass man noch was besser machen kann. Aber soll es auch sein. Ich hasse perfekte Aufnahmen, wo alles zu glatt und editiert ist. Wir haben beide Male sehr viel Wert darauf gelegt, dass alles, was man auf Platte hört, auch live reproduzierbar ist!
Zum Songwriting: Wie geht das Songwriting bei euch vor sicht? Gibt es so etwas wie einen Hauptsongwriter, erarbeitet ihr alles gemeinsam, oder bevorzugt ihr das selbstständige Ausarbeiten von Ideen (sprich jeder für sich)?
Also meistens ist es so, dass einer der beiden Gitarristen mit einem oder mehreren Riffs / Melodien in den Proberaum kommt und wir daraus mittels langer Jam-Sessions Songs machen. Die Texte schreibt Nick und wir setzen uns dann zusammen, um Gesangslinien auszuarbeiten. Also alles sehr harmonisch. Meistens zumindest (lacht).
Die Reaktionen auf eure EP waren – verdientermaßen – euphorisch. Habt ihr mit diesem Jubelsturm gerechnet und was habt ihr aus diesem Feedback für die Aufnahmen eures ersten Albums mitgenommen?
Rechnen kann man mit solchen Reaktionen nie! Man gibt sein Bestes, eine gute Platte einzuspielen, und kann dann nur hoffen, dass es den Leuten auch gefällt. Wir stehen 100%ig hinter unserer Musik und ich denke, das ist schon mal eine Grundvoraussetzung. Die Leute müssen dir ja abnehmen, was du spielst. Fürs Album sind wir auch so vorgegangen. Erstmal muss uns das gefallen, was wir spielen. Da ist das, was die Leute denken, zweitrangig.
Mit welchem Ziel seid ihr ins Studio gegangen? Habt ihr euch bestimmte Vorgaben oder Regeln gemacht, bspw. wie es zu klingen und wie lang die Platte zu dauern hat, oder habt ihr mehr oder minder darauf los gespielt?
Wir hatten neun Songs, von denen jetzt acht aufs Album kommen. Natürlich hatten wir eine Vorstellung, wie es klingen soll, und wir haben ja auch ziemlich viel live eingespielt. Es sollte ein offener, warmer und fetter Sound werden, der nicht typisch retro klingt. Mit Martin in den Megaphon Tonstudios haben wir den perfekten Mann gefunden, der einen großen Teil dazu beigetragen hat, dass der Sound so geil ist.
Erscheinen wird euer Debütalbum über Honest Hound Records – ein Label, das ich bislang nur in Verbindung mit Zodiac finden konnte. Handelt es sich dabei um euer eigenes Label?
Genau, es ist unser eigenes Label, dass ich zusammen mit unserem Gitarristen Stephan betreibe. Es ist viel Arbeit, aber für uns ist es für den Start das Beste. Wenn du als Musiker heutzutage noch ein bisschen was reißen willst, musst du bereits sein, möglichst viel alleine auf die Beine zu stellen. Außerdem ist es auch nicht ausgeschlossen, dass wir vielleicht mal andere Künstler raus bringen werden. Es ist alles gerade sehr spannend.
Das Album trägt den Titel "A Bit Of Devil". Wie viel Satan steckt in den acht Songs?
Da es sich um Rockmusik handelt: so viel wie nötig (lacht)!
Globaler gefragt: Wofür steht der Albumtitel und in welcher Verbindung steht er zu den Texten. Folgen diese möglicherweise einem Konzept?
Nein! Wir haben nicht die Absicht, einem bestimmten Konzept oder Image zu folgen. Erst recht nicht dem aktuellen Hype um die ganzen Occult-Bands. Oftmals hab ich das Gefühl, dass es bei manchen Bands schon ausreicht, dass sie über den Teufel singen. Für uns ist die Musik das, was zählt. Im Fall des Titels ist es einfach nur so, dass jeder mit seinem inneren Teufel zu kämpfen hat, denn ein bisschen steckt in jedem von uns.
Über eure Einflüsse haben wir bereits gesprochen. Natürlich ragt "Blue Jean Blues" heraus, das im Original von ZZ Top stammt. Warum gerade dieser Song, warum eine Cover-Version und was bedeuten ZZ Top für dich?
ZZ Top ist zunächst mal eine Band, die gerade in den 70ern großartige Musik veröffentlicht. hat Gerade der Song war eine ziemliche Herausforderung. Es ist fast die bluesigste Nummer der Texaner. Für uns war es aber interessant als Rockband diesen Song aufzunehmen, weil das eine Seite ist, die uns sehr wichtig ist. Es hätte auch nach hinten losgehen können, aber wie sagte unser Produzent Martin so schön: „Da habt ihr euch einen Bluesstern verdient.“ (lacht)
Zodiac ist ja nicht deine bzw. eure einzige Band. Wie sind hier die Prioritäten verteilt, wie viel Zeit steht euch tatsächlich für Zodiac zur Verfügung?
Da hast du Recht. Ich spiele ja noch bei Long Distance Calling. Aber da wir mit beiden Bands Qualität vor Quantität stellen, was die Auswahl der Tourneen oder Festivals angeht, sehe ich da keine große Schwierigkeit. Wenn man das genau plant, ist das alles möglich, und 300 Konzerte im Jahr muss nicht sein (lacht).
Bislang habt ihr einige wenige Gigs bekanntgegeben. Kann man euch demnächst auf Tour sein, möglicherweise auch in Österreich?
Definitiv. Im Herbst wird es sicher die erste Tour geben. Wir haben gerade eine gute Booking-Agentur gefunden und es sollte sich lohnen, immer mal wieder bei Facebook oder unserer Homepage vorbei zu schauen. Wir sind heiß, live zu spielen!
Was macht Zodiac deiner Meinung nach einzigartig?
Wir haben gar nicht den Anspruch, das Rad neu zu erfinden. Uns ist wichtig, dass die Leute an unserer Musik genau soviel Spaß haben wie wir. Wir lieben alle, was wir tun, und ich denke, das hört man auf der Platte auch. Musik sollte immer was mit Herzblut zu tun haben.
Abschließend darf ich dich um einige letzte Worte bitten:
Vielen Dank für das Interview. Haltet Ausschau nach „A Bit Of Devil“ und hoffentlich sieht man sich mal auf einer Show von uns.
Vielen Dank für deine Zeit. Im Namen von Demonic-Nights wünsche ich dir und deinen Jungs alles Gute für "A Bit Of Devil"!
Website: www.zodiac-rock.com
Facebook: www.facebook.com/zodiac.rock
Category: Interviews, Magazin
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