Iguana – Get The City Love You
Übertreibung, skurrile Querverweise, Realitätsfremdheit – so mancher Pressetext ist wohl eher auf Unterhaltungswert ausgelegt und hat mit einer anständigen Informationsquelle in etwa so viel gemein wie das neue Manowar-Album mit fett produzierten Gitarren. Im Fall von Iguana findet man jedoch vor allem einen (von vielen) Sätzen, der wie Arsch auf Eimer auf das zweite Album der Mannen aus Chemnitz und Erfurt passt: „Ohne die allzu oft zitierten Wüstenklischees zu bedienen, schlagen die zehn Songs in feinster Desert-Sessions-Manier die unterschiedlichsten Töne an.“ Sechs Jahre nach dem Einstand „Wheeler Dealer“ beweist „Get The City Love You“ – ein Titel wie ein Faustschlag in das Gesicht eines jeden Anglisten – dass es nicht immer Kyuss und Queens Of The Stone Age sein müssen, wenn man auf Wüsten-Rock-Pfaden wandelt.
Stoner-Coolness paart sich mit psychedelischen Blues-Anflügen, wenn „New Moon Flyby“ betont entspannt den Iguana-Zweitling eröffnet. Auch ohne großen Ausbruch heben die Mannen um Gesangswunder Alexander Lörinczy ab, bewegen sich eher in Richtung Soundgarden und Mark Lanegan Band (ohne die tiefe Raspelstimme, versteht sich), deuten mit dem etwas flotteren Titeltrack „Get The City Love You“ allerdings an, dass sie sich auch in klassischen Desert-Rock-Gefilden wohl fühlen könnten, wenn sie denn wollten. Das leicht schräge Arrangement, das in etwa so klingt, als würden Blur Kyuss covern, lebt von kleinen Fills, einem flirrenden Basslauf und Gitarren, die mehrere kleine Soli, Squeals und Mini-Riffs aufreißen, die schließlich in einem hymnischen, nicht minder kauzigen Refrain gipfeln – schlicht und ergreifend ein Rock-Leckerbissen.
Zwischendurch darf es auch schon mal der eine oder andere Instrumental-Track sein. „Fukushima 50“ wird mit seinen knapp acht Minuten Spielzeit zu einem bleiernen Monster, das klassische Wüsten-Riffs nebst Post-Irgendwas stellt, während der Rausschmeißer „Freshly Tranquilized“ wie eine versöhnliche Mini-Symphonie wirkt, die das Album in aller Kürze zusammenfasst. Zu bieten hat „Get The City Love You“ mehr als genug, beispielsweise das schwerfällige „Morning Eve“, dessen volle Wirkung sich erst nach mehreren Durchläufen erschließt. Einmal mehr lässt Chris Cornell grüßen, das gelegentliche Falsett verleiht dem Track eine dezent süßliche Note. In „Down On You“ scheinen kurz Audioslave durch, während sich „Uber-Idolizer“ auf ein Faux-White-Stripes-Riff stützt, ohne das längst verblichene Duo auch nur in einer einzigen Note zu zitieren.
Als echter Queens Of The Stone Age-Stoner-Rock-Track geht, wenn auch mit kleinen Abstrichen, maximal „A Royal Null Drift“ durch, das jedoch ebenfalls eigen genug ist, um sich zwischen den Stühlen zu platzieren. Gerade das gelingt Iguana auf ihrem zweiten Album hervorragend: „Get The City Love You“ ist eine Wüstenplatte, die nichts mit gängigen Genre-Riffs und Klischees zu tun hat, seine Kraft aus Psychedelic Rock, Hardrock und einer Prise Grunge bezieht, Blues und stark verzerrte Gitarren heiß liebt. Das Songwriting unterhält, kleinere Längen (manch Jam kommt nur bedingt auf den Punkt) werden locker weg gesteckt, dazu wirkt die Band wie ein mächtiges, vierköpfiges Monster, druckvoll und beseelt zu jedem Zeitpunkt. Grammatik hin oder her, „Get The City Love You“ ist ein Kauftipp. Schluss, aus, Ende.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 22.06.2012
Erhätlich über: Sweet Home Records (Broken Silence)
Website: www.iguana-music.de
Facebook: www.facebook.com/iguana666
In Zusammenarbeit mit beatblogger.de
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