Fozzy – Sin And Bones
Was 1999 als Spaß-Coverband begann, mischt nun mehr die Heavy Metal-Landschaft auf. Gerade in Großbritannien erfreuen sich Fozzy großer Beliebtheit, sind gern gesehene Festival-Gäste (zuletzt unter anderem auf dem „Download“) und auch im deutschsprachigen Raum alles andere als unbekannt. Hinter dem durchaus vertraut wirkenden Namen (ursprünglich hieß man Fozzy Osbourne, Inspirationsquelle versteht sich von selbst) stecken unter anderem Rich Ward, der mit Stuck Mojo den Grundstein für Rap-Metal legte, und Chris Jericho, seines Zeichens WWE-Superstar, Autor, Moderator und Promi-Tänzer. Mittlerweile bei Century Media gelandet, steht nun „Sin And Bones“ in den Startlöchern, das sich als Nachfolger des mächtigen „Chasing The Grail“ durchaus behaupten kann.
Nach einem kurzen Kinderlied-Intro in bester Alice Cooper-Manier peitscht „Spider In My Mouth“ aus den Boxen. Fozzy geben Gas, die Produktion wirkt fett, Jericho röhrt in den Strophen und liefert im Refrain einen ersten, kleineren melodischen Höhepunkt; rockig, metallisch, whatsoever – business as usual. M. Shadows von Avenged Sevenfold steuert ein paar Zeilen zur Single „Sandpaper“ bei, einmal mehr mit einem großen Mitsing-Chorus gesegnet, während die Riffs ohne großen Umweg auf die Zwölf gehen. Das dezent angethrashte „Blood Happens“, ein Track, der die Beifügung ‚heavy‘ tatsächlich verdient, komplettiert das mächtige Einstiegs-Triumvirat mit dezent eingesetzten Growls und einem kleinen aber feinen Gitarrensolo.
Wie bei Fozzy so üblich, regiert in weiterer Folge die Abwechslung. „A Passed Life“ als knapp sieben Minuten langes Epos spielt mit Melancholie, Düsternis und einer gewissen Nachdenklichkeit, „Dark Passenger“ schielt ein wenig gen Goth und wirkt ein wenig verzichtbar, während „Inside My Head“ als obligatorische Power-Ballade abräumt. Da verdaut man auch den etwas unsinnigen 80s-Power-Track „She’s My Addiction“ besser, Gitarrensolo von Phil Campbell (Motörhead) hin oder her.
Auch darf ebenso der obligatorische überlange Rausschmeißer nicht fehlen. „Storm The Beaches“ ist vermutlich der beste Song, den Fozzy bislang aufgenommen haben. Jericho übernimmt die Rolle eines 19jährigen US-Soldaten, der am D-Day an der Normandie-Küste landet. Zunächst noch euphorisch und kampfeslustig (Metallica-Zitate wie „hero of the day“ und „kill ‚em all“ untermalen die einsatzbereite Grundstimmung), schlägt die Stimmung schnell um. Je länger der namenlose Soldat den Schrecken des Krieges ausgesetzt ist, umso ängstlicher wird er, wünscht sich zurück in sein Elternhaus, bevor er sein Leben lässt. Zwischen einem mächtigen, unheimlich eingängigen Refrain, Prog-Ausflügen und einer Art Pop-Exkurs, in dem der Protagonist nach seiner Mutter schreit, mutiert dieser Elfminüter zu einem Instant Classic.
Im Prinzip ist alles wie gehabt: Zwischendurch haben sich zwei bis drei Filler eingeschlichen, die den Fluss des Albums ein wenig stören, doch gerade die ersten vier Songs und der monumentale Rausschmeißer machen „Sin And Bones“ zu einer weiteren Heavy Metal-Empfehlung. Die Produktion wirkt noch ein wenig fetter, das Händchen für bissige Riffs und eingängige Melodien sorgt für Genickstarre und in die Luft gereckte Fäuste, dazu wirken Fozzy eingespielter denn je zuvor. Wie weit die Band neben Jerichos (Teilzeit?-)WWE-Verpflichtung und Wards angekündigten Aufnahmen einer neuen Stuck Mojo-Platten auf Tour gehen kann, wird sich erst zeigen. „Sin And Bones“ verlangt nach dem dazugehörigen Live-Erlebnis und zählt mit Sicherheit zu den interessantesten Genre-Releases des Jahres.
Wertung: 8/10
Erhältlich ab: 10.08.2012
Erhätlich über: Century Media (EMI Music)
Website: www.fozzyrock.com
Facebook: www.facebook.com/FozzyRock
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